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Donnerstag, 15. November 2012

Mit-Leid und Angst

Was den Demonstranten in Südeuropa im Moment geschieht, in Spanien, Portugal und Griechenland, es ist weit weg und kommt in den deutschen offiziellen Nachrichten kaum vor. Anderswo dagegen schon, zum Beispiel bei Uhupardo. Und was man da sieht sind Szenen, die man so eigentlich viel eher in totalitären Regimes erwarten würde als in einer Demokratie, für die ich fast alle europäischen Länder immer gehalten habe. Mir scheint, ich muss meine Ansichten revidieren.
Denn auch in Deutschland hat sich eine Entfremdung zwischen der Wahlschafherde und einer immer ungenierter handelnden Polit-Oligarchie aufgetan. Immer ungenierter werden rechte, xenophobe Thesen aufgebracht und durchgesetzt. Auch in Deutschland ist die Polizei, mithin der ausführende Arm unserer gewählten Vertretung, immer weniger bereit, die Rechte der Schwachen zu schützen, wie wir immer wieder lesen und sehen, z.B. eben beim MDR:
In Hoyerswerda wurde ein junges Paar von 15 Rechtsradikalen in seinem Haus bedroht. Statt die beiden vor Ort zu schützen, empfahl ihnen die Polizei, die Stadt zu verlassen.
Die Zonen, wo man sich als Mensch frei bewegen kann, schrumpfen zusammen. Lange wird es nicht mehr dauern, bis es auch in Deutschland lebensgefährlich sein wird, eine andere Hautfarbe, einen anderen Glauben zu haben.

Der Koran hat für diesen Fall eine klare Ansage: auswandern dorthin, wo Dein Menschsein, Dein Glaube, Deine Moralvorstellungen gern gesehen werden. Aber wo ist das? In Nordafrika mag ich mir ein Leben als alleinstehende Frau, selbständig und selbstbewusst, nicht vorstellen. Vielleicht in Bosnien? Südafrika? Indonesien? Da müsste der Schmerzpegel schon hoch sein, bevor ich das wirklich wage.

Als Deutsche kennt man ja, wohin das führt, zuletzt vor 80 Jahren ist es geschehen. Und auch die Juden dachten, so schlimm würde es nicht kommen. Sie lagen falsch. Und ich frage mich: will ich wirklich warten, bis es zu spät ist? Bis an meiner Firma die Fenster eingeschlagen werden und jemand "Kauft nicht bei Muslimen" dransprüht?

Denn an Veränderung glaube ich nicht. Die Deutschen haben ihre Blut-und-Boden-Gesinnung nun schon seit 200 Jahren immer wieder bewiesen. Das wird so schnell nicht weggehen. Von einer soliden Mehrheit getragen, wird das, so fürchte ich, bald wieder offizieller Inhalt der Politik sein. Und Leute wie ich müssen sehen, wo sie bleiben.

2 Kommentare:

  1. Was Deine persönliche Sicherheit betrifft, kann ich Dich, denke ich, etwas beruhigen: wenn sie "Muslime" sagen, meinen sie nicht wirklich Dich und mich, sondern immer noch "die Ausländer" (die aus der Türkei, aus Arabien, selbst wenn diese Christen, Buddhisten, Atheisten sind...).

    Was natürlich gesamtgesellschaftlich gesehen nicht wirklich eine Beruhigung ist. Aber eben: wohin auswandern? Da doch lieber versuchen, dem hier etwas entgegenzusetzen.

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  2. @ zwischen allen Stühlen: Wenn sie Muslime sagen, meinen sie zwar vor allem Ausländer. Allerdings sobald man (und frau umso mehr) auch als Muslim erkennbar ist, wie etwa am Kopftuch oder sich der Islam auch am täglichen Verhalten niederschlägt, wie w enn man z.B. dem anderen Geschlecht die Hand nicht mehr reicht und ähnliches, findet man sich ganz schnell in der "Ausländerschublade" wieder.

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