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Dienstag, 19. Juli 2011

Pluralismus und so

Ich bin in einem Klima der Meinungsvielfalt großgeworden, habe gelernt, dass andere Meinungen, die nicht zu meiner passen, ihre Berechtigung haben. Habe gelernt, zuzuhören und mich überzeugen zu lassen. Pluralismus als Bestandteil meines politischen, sozialen Seins ist für mich nicht wegzudenken.

Aber kann Glaube pluralistisch sein, kann ich mich überzeugen lassen, argumentieren? Ich glaube nein.
Ich erwarte von dem Glauben, dem ich anhänge (in meinem Fall der Islam, aber darum geht es mir gar nicht), dass er mich führt und leitet, Antworten bietet, gerade in Zeiten, wo ich mit Logik und Argumenten nicht weiter komme. Glaube ist für mich immer in hohem Maße irrational; ich kann und will ihn nicht erklären. Gerade der Mangel an klarer Linie, an Führung, an festem, unverhandelbarem Standpunkt hat mich damals der evangelischen Kirche entfremdet und mich, sozusagen, dem Islam in die Arme getrieben.

Alles, was mich Allah näher bringt, ist daher per se für mich richtig. Da muss alles andere zurückstehen, vor allem meine eigene, ego-getriebene, Vorstellung, wie mein Leben sein muss. Dafür ist mir, ganz ehrlich, keine Entbehrung zu groß. Und da mag und kann ich auch nicht verhandeln.

Wohl schaue ich genau hin: bringt mich ein Kopftuch wirklich Allah näher? Muss Essen wirklich halal geschlachtet sein, oder doch lieber bio? Muss ich wirklich alle Gebete exakt pünktlich beten? Aber wenn ich einmal etwas als "bringt mich Allah näher" erkannt habe (und die Liste wird mit der Zeit länger, natürlich), dann tue ich es, so gut ich kann.

Allah hat mich gerettet, zu einer Zeit als ich alle Hoffnung aufgegeben hatte. Ohne ihn kann ich es nicht schaffen, das habe ich begriffen, daran glaube ich. Auch wenn ich es nicht begründen, nicht erklären kann.

Darum, Ihr Leute da draußen, lächelt doch über Anisah die fastet, Anisah die betet, Anisah die sich "viel zu warm" anzieht. Ihr habt Eure Meinung, ich habe meine, und ich diskutiere nicht, das hat keinen Sinn.

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