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Samstag, 14. Mai 2011

Glaube ist doch kein Theater

Man sagt, du verkündest Gottes Wort, doch ich höre nur von Gut und Böse - nichts von Liebe oder Wahrheit.
(Rumi)


So wie der berühmte Sufi-Dichter schreibt, geht es mir oft. Ich habe Religion immer als einen Weg begriffen, mich Allah ein Stück weit zu nähern. Als ein Vehikel um dem nahe zu kommen, was ich nicht begreifen kann und wohl auch sonst niemand. Zu begreifen dass ich es nie verstehen werde nährt immer wieder meine Demut.

Jedes Gebet, jedes Dhikr, jede kleine Regel, die ich einhalte, soll mich näher zu ihm bringen, dafür mühe ich mich. Wenn die Regel das nicht tut, schlimmer noch, wenn sie an Stelle des Strebens, Allahs Weg zu gehen, tritt, dann ist sie in meinen Augen des Teufels.

Es ist doch so: mit einem Jeep kann man Maschinengewehre transportieren oder Lebensmittel. Mit einer Druckerpresse kann man Bücher drucken, die zum Krieg anstiften oder zum Frieden. Das ist doch nicht die Schuld der Gegenstände, der Handlungen. Schuld liegt in den Herzen der Menschen, die handeln.

Darum kann ich komplizierte Regeln für mich nur dann sinnvoll finden, wo sie mich zu Allah führen, mich Demut und Standhaftigkeit lehren, Geduld und Dankbarkeit.

Wo ist also der Sinn, wenn Brüder und Schwestern - ich hoffe, in bester Absicht - streiten um solche Regeln? Hat Allah uns nicht solches Tun verboten, uns die Juden als warnendes Beispiel vorhaltend was geschieht, wenn komplizierte Regeln das Leben unlebbar machen? Will er uns nicht die Religion und das Leben leicht machen?

Und noch etwas fällt mir auf: überzeugend wirkt auf mich immer das Beispiel. Die Muslime und Musliminnen, die mich auf meinem Weg voranbringen, haben mich nicht durch reden überzeugt. Wozu auch? Allahs Botschaft wirkt von allein, das habe ich immer wieder erkennen dürfen.

Ich liebe Allah, er ist Ursprung, Sinn, Inhalt und Ziel allen meines Handelns. Jeder, der das auch so sieht, ist mein Freund und Vertrauter.

Wer aber mit mir streiten will, gleich ob es um Kopftuchpflicht, allein reisende Frauen, Händeschütteln mit Nichtmuslimen oder andere, für mich kaum nachvollziehbare, Regelungen geht, der geht einen anderen Weg und meistens finde ich da keinen Nenner. Nicht, dass ich nicht verschiedene Meinungen akzeptieren könnte - aber wenn es nicht gelingt, eine Basis zu finden, wo das eigentliche, das zutiefst göttliche und zugleich menschliche heraustreten darf, gesehen werden kann, dann hat eine Unterhaltung einfach keinen rechten Sinn für mich.

2 Kommentare:

  1. Bingo! Ich werde allerdings auch nicht mehr mit jenen progressiven Muslim/Innen streiten (reden schon, ich rede mit allen), die alle Regeln weginterpretieren wollen und die, die sie einhalten, für naive Dummchen halten! I'll do it my way....

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  2. Jo, Schwesta, darüber sollte ich auch mal schreiben ;)

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