Inspiriert durch den Post von Chadidscha will ich noch einen Schritt weiter gehen:
Allah ist Al Furwan, der Maßstab, die Richtschnur, die Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Wir Menschen sind es nicht.
Einmal ganz auf mich gemünzt: ich habe in meinem Leben Dinge getan, die alles andere als gut waren. Ich habe Verletzungen verursacht, die nie wieder heilen werden, bei mir und bei anderen. Ich kannte keine Scham, keine Grenzen, kein Zurückstehen. Schließlich war ich aus eigener Schuld dem Tode geweiht, zwei Mal in meinem Leben.
Heute bin ich Muslimin. Sicher, ich mache manches falsch. Sicher, mein Lebenswandel ist (noch?) nicht sunnakompatibel. Aber ich bin auf dem Weg, alhamdulillah! Wie viele Menschen da draußen sind auf so einem Weg? Wer nicht genau hinsieht, wer nach dem Äußeren geht, wird es nie bemerken, wird vielleicht zu einem anderen Urteil über mich kommen.
Schaue ich mir also andere Menschen an, ist es für mich sehr gefährlich, mit Etiketten wie "radikal", "egoistisch", "Sonntagschrist", "Lesbe", "faul", "inkonsequent" oder ähnlichem zu operieren. Denn es verstellt mir den Blick auf den Menschen, auf Allahs wunderschöne Schöpfung, die sich in meinem Mitmenschen mir offenbart. Es hindert mich daran, mich anrühren zu lassen. Es schafft Distanz, Dünkel, Arroganz - das kann weder islamisch sein noch gut für mich.
Jeder gute Mensch ist mein Freund. Und selbst viele derer, die weit vom guten Weg ab sind, rühren mich, lassen mich ein wenig mit-leiden mit ihnen. Nur, dass ich mich nicht mehr ärgern mag über die, die manchmal aggressiv, fordernd oder verweigernd daherkommen. Sie rühren mich an, sie tun mir leid - für einige von ihnen bete ich regelmäßig - dass sie auf den guten Weg zurückfinden, welcher immer er sei.
Denn, was der rechte Weg ist weiß nur Allah - er allein weiß, wer es "richtig" macht und wer "falsch". Schon die Vorstellung, ich könnte es besser wissen als er ist haram - und in meinen Augen schlimmer als die Verletzung irgendeiner nachgeordneten Regel.
Allah verlangt viel von uns - aber wer sich Muslim nennt, unterwirft sich Allah, mit Haut und Haaren. Und wer das wirklich im innersten anstrebt, der hat keine Zeit und keine Neigung mehr, sich über andere zu ärgern. Daran glaube ich, danach versuche ich zu leben.
Friede sei mit Euch.
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