Konservativ

Über diesem Text brüte ich innerlich schon ein paar Tage, zuerst war es nur ein ungutes Gefühl, mittlerweile ist handfester Ärger daraus geworden.

Conservare [ja, die Lateinerin mal wieder] bedeutet, etwas vor der Vernichtung zu retten, zu bewahren, zu bewachen. Etwas, so denke ich weiter, was diese Rettung, Bewahrung wert ist. Etwas also, was mir so am Herzen liegt, dass ich es schmerzlich vermissen würde, wenn es nicht mehr da wäre.

In diesem Sinne bin ich konservativ. Ich möchte, dass die Ideen, die im Koran stehen, gültig bleiben und weiterleben und sich verbreiten.


Die heutigen Muslime, die sich selbst konservativ nennen, sind es in meinen Augen nicht: sie versuchen, den Islam zu verbiegen, zu instrumentalisieren für ihre politischen Ziele aber auch - und das wiegt in meinen Augen schwerer - um Frauen und Andersdenkende zu unterdrücken und in Misskredit zu bringen.

Im Koran sind die Rollen von Frau und Mann durchaus festgelegt - wie verbindlich das ist, kann diskutiert werden. Was aber nicht diskutiert werden kann, ist die Achtung, die beiden Parteien, Männern und Frauen auferlegt wird. Davon ist in heutigen islamischen Ländern offensichtlich nicht viel nachgeblieben. Als Muslima lebt es sich in Hamburg deutlich besser (sprich: freier, unbelästigter, selbstbestimmter) als in Riad, Damaskus oder Kairo. Leider.

Ich kann mich ärgern, wenn Leute von Gleichberechtigung reden und Gleichmacherei meinen. Ich halte viel von klar verteilten Rollen. Ich halte aber auch viel von Achtung, Wertschöpfung, Schamhaftigkeit, Bescheidenheit und Achtsamkeit. Ohne diese Tugenden wird jede Ehe, jede Begegnung zwischen Mann und Frau zu einem Machtspiel, bei dem es nur Verlierer gibt.

Und genau das scheint überall auf dem Vormarsch zu sein. Das macht mich traurig und wütend. Es gehört sich nicht, Frauen zu belästigen. Eine Selbstverständlichkeit eigentlich. Und je mehr diese Pseudo-Gleichberechtigung um sich greift, desto mehr werden Männer belästigt, desto mehr vergewaltigen Frauen - aber das Problem der Lieblosigkeit, der Achtlosigkeit, der Hemmungslosigkeit wird dadurch nicht weniger. Es ist zum Heulen.