Salam alaykum - Friede sei mit Dir, liebe Leserin, lieber Leser. Schön, dass Du hergefunden hast.

Samstag, 13. April 2013

Zielführend

Jeder kennt das: Sekundärtugenden sind beliebt. Niemand wird einem widersprechen, wenn man sagt, dass Ordnung, Disziplin und Fleiß wichtig sind. Oft ist es auch richtig, ordentlich, diszipliniert und fleißig zu sein, manchmal aber auch nicht - in meiner Firma z.B. haben wir irgendwann aufgehört, Servicebelege aufwändig nach Kunde abzulegen, weil das viel mehr Arbeit macht als ein, zweimal im Jahr eine halbe Stunde nach einem Beleg zu suchen. In diesem Fall ist es also zielführender, auf Ordnung zu verzichten.


So sehe ich es auch mit dem, was ich als islamische Äußerlichkeiten sehe: alles was ich "islamisches" tue, vom Gebet bis zur Kleidung, von der Spende bis zur Geschlechtertrennung, hat keinen Wert an sich. Es gewinnt seinen Sinn nur darin, wo es mich näher bringt zu meinem Schöpfer, wo es mein Herz weit macht für Ihn, der sich jedem Verständnis entzieht und nur mit dem Herzen umfasst werden kann.

Menschen, die schon ein Stück auf diesem Weg gegangen sind, leuchten innerlich, sie strahlen Liebe, Vertrauen und Akzeptanz aus. Diese Menschen sehe ich als meine Vorbilder.

Die anderen, die sich in Äußerlichkeiten erschöpfen, in Kleidungsregeln, in Fragen wie z.B. wie weit genau man ohne Mahram reisen darf, die sich Fragen ob vielleicht Spuren an Alkohol im Apfelsaft sind, diese Menschen machen mich oft traurig, wenn ich das Gefühl bekomme, dass sie sich in diesen Regeln erschöpfen. So sehr, dass der Bezug zu dem, worum es eigentlich geht, verschwimmt.

Nun kann ich in niemandes Herz sehen und nichts liegt mir ferner, als konkreten Menschen so etwas zu unterstellen. Dennoch: wenn ich in eine Moschee komme als Gast, zum Gebet, stimmt es mich schon nachdenklich, wenn ich nicht freudig begrüßt werde als jemand, der Allahs Umma stärkt, sondern als erstes genölt werden muss. auch die Hasanatsammelei, der manche anhängen, kommt mir eher wie Rabattmarkensammeln vor als wie Dienst an Allah, dem erhabenen, der uns nicht braucht, wir auf seine Gnade aber angewiesen sind.

Ich darf mich aber auch an meine eigene Nase fassen: strahle ich diese Liebe, diese Sanftmut aus? Heiße ich selbst jeden willkommen, der auf Allahs Weg ist, auch wenn es nicht meiner ist? Damit, so sollte man meinen, bin ich vermutlich ausgelastet.

Assalamu alaykum, Friede sei mit Euch, liebe Leserinnen und Leser.

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